Innovative KMU: Baukästen für Ideen

Innovative KMU überstehen Krisenzeiten besser – doch wie kommen diese Unternehmen auf innovative Ideen? Kreativitätstechniken können bei der Ideenfindung helfen.

  • Der deutsche Industrielle Alfred Krupp gilt als einer der Pioniere des Ideenmanagements. Er sammelte systematisch die Vorschläge seiner Mitarbeiter, um Geschäftsprozesse und Produkte zu verbessern. Was heute als betriebliches Vorschlagswesen gang und gäbe ist, begann bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte und Jahre sind eine Reihe von Techniken für das Innovationsmanagement entstanden, um systematisch Kreativität abzurufen und das eigene Unternehmen voranzubringen. Es muss nicht immer nur Brainstorming sein – wir stellen drei Ansätze vor.

TRIZ: Die Prinzipien von Innovationen nutzen

  • Im Gegensatz zum „Gedankensturm“ geht es bei der TRIZ-Methode nicht darum, viele Alternativen zu finden, sondern eine möglichst optimale Problemlösung. Entwickelt wurde diese Kreativitätstechnik in den 1950er-Jahren vom russischen Erfinder und Wissenschaftler Genrich Altschuller. TRIZ ist ein Akronym einer russischen Bezeichnung, die „Theorie des erfinderischen Problemlösens“ bedeutet. Der Grundgedanke dahinter: Erfindungen und technische Innovationen lassen sich auf bestimmte Prinzipien zurückführen. Die Basis dieser Erkenntnis von Altschuller lieferte die Auswertung von etwa 200.000 Patenten. TRIZ stellt einen grundsätzlichen Ablauf beim Problemlösen dar. Dabei werden jedoch viele unterschiedliche Werkzeuge (z.B. Widerspruchsanalyse, 9-Fenster-Modell, S-Kurve-Analysen) eingesetzt. Die Theorie beruht auf vier Säulen:

    • Systematik: Am Anfang stehen die Analyse und Strukturierung des Problems.
    • Wissen: Bei der zweiten Säule geht es darum, möglichst viele Informationen zu sammeln. Dabei soll auch das Wissen aus anderen Bereichen mit einbezogen werden.
    • Analogie: Gesucht werden Ähnlichkeiten oder vergleichbare Erfahrungen und Erfindungen.
    • Vision: Bisherige Verläufe und Erkenntnisse werden betrachtet, um daraus Schlüsse für den weiteren Verlauf zu ziehen.

SCAMPER: Eine Checkliste für die Weiterentwicklung

  • Als Anfangspunkt bei der Ideenfindung hat sich SCAMPER etabliert. Diese Kreativitätstechnik ist bereits in den 1950er-Jahren aufgekommen und wurde von Bob Erle etwa vier Jahrzehnte später überarbeitet. Es ist eine Checkliste, die besonders für die Weiterentwicklung und Verbesserung von Produkten oder Dienstleistungen geeignet ist. Sie basiert auf der Annahme, dass alle neuen Entdeckungen Modifikationen von etwas Bestehendem sind, und soll helfen, eingefahrene Denkmuster zu verlassen und bestehende Sachverhalte aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. „SCAMPER“ ist ein Akronym und steht für:

    • S – Substitute
      Ersetze: Kann ein Produkt (oder Teile davon) durch andere Konzepte/Materialien/Ansätze ersetzt werden?
    • C – Combine
      Kombiniere: Was passiert, wenn man das Produkt mit einem anderen kombiniert, zusätzliche Funktionalität integriert oder mit Services überschneidet?
    • A – Adapt
      Ändere ab: Lässt sich die grundlegende Idee, das grundlegende Produkt mit kleinen Ergänzungen einfach abwandeln? Welche zusätzlichen Funktionen wären nützlich?
    • M – Modify
      Modifiziere: Größe oder Gestalt ändern, Attribute (Farbe, Haptik, Akustik, ...) variieren, Look-and-Feel anpassen: Welche Möglichkeiten gibt es, einen Mehrwert zu schaffen?
    • P – „Put to another use“
      Finde weitere Verwendung(en): Womöglich kann das Produkt zu ganz anderen Einsatzzwecken oder in anderen Anwendungsbereichen genutzt werden.
    • E – Eliminate
      Eliminiere: Manchmal ist weniger mehr – Kann das Produkt klarer, leichter gestaltet werden? Was würde passieren, wenn man Elemente entfernt oder das Produkt auf eine Kernfunktion reduziert? 
    • R – Reverse
      Kehre um: Gibt es beim Produkt oder auch bei der Produktion vielleicht ganz neue Ansätze? Es kann sich lohnen, einmal von hinten nach vorn zu denken.

Netnographie: Die Erfahrungen der Online-Community nutzen

  • Social Media-Kanäle und Online-Communities sind besondere Informationsquellen. Sei es über Basketballschuhe, Mundhygiene oder Outdoor-Ausrüstung: Konsumenten berichten online über Erfahrungen im Umgang mit Produkten, erörtern Probleme damit und diskutieren über mögliche Verbesserungen. Zu nahezu jedem Thema gibt es eine spezielle Community. Mit Netnographie lassen sich diese unverfälschten Consumer Insights gewinnen und konkrete Ideen für neue Produkte bzw. Produktverbesserungen identifizieren.
    Die Analyse erfolgt in vier Schritten:

    • Bestimmung des Teilnehmerprofils
    • Identifikation geeigneter Communities
    • Beobachtung und Datengewinnung
    • Analyse durch entsprechende Software und Interpretation
    Netnographie ermöglicht die Erhebung qualitativer, ungefilterter und alltagsnaher Daten. Der Zeitaufwand dafür ist jedoch erheblich.