KMU und Patente – ist das sinnvoll?

Wenn Patente aktiv gemanagt werden, bieten sie innovativen KMU einiges an Potenzial.

  • Eine Spaghetti-Gabel mit drehbarem Antrieb – für diese Erfindung reichte Philippe Piche im Jahr 1950 ein US-Patent ein. Der Marktdurchbruch ist ihm damit aber nicht gelungen. Etwa 3.000 Patente werden in Österreich pro Jahr angemeldet, rund 1.500 werden erteilt. Laut einer Umfrage im Rahmen des EU-Projekts PATVAL werden 57 Prozent der Patente auch kommerziell genutzt. Etwa 25 Prozent dienen dazu, als „Blockade-Patente“ die Konkurrenz abzuhalten. Die restlichen 18 Prozent bilden den Anteil der ungenutzten Patente – in diese Kategorie fällt die Spaghetti-Gabel.

Das Potenzial von Patenten

  • Patente können ein wichtiger Teil des Geschäfts sein. Eine strategische Entscheidung zu treffen, ob Patente zur Unternehmensausrichtung gehören oder nicht, ist genauso wichtig und ratsam wie bei anderen unternehmerischen Maßnahmen. KMU sollten nicht den Fehler begehen, ein Patent ausschließlich als Schutzrecht wahrzunehmen. Das Unternehmen muss entscheiden, welchen Stellenwert es in der Firmenstrategie hat. Wenn Patente aktiv gemanagt werden, bieten sie einiges an Potenzial.

    • Patente sind Symbole für moderne Technologie und Forschung, sie kommunizieren die Innovationskraft eines Unternehmens. Dadurch können sie entscheidend für das Marketing, aber auch Teil des Employer Brandings sein. Innovative Unternehmen sind für junge Talente attraktiver.
    • Patente können einen finanziellen Mehrwert für das Unternehmen bringen, einerseits indem man mit ihnen Lizenzeinnahmen generiert, andererseits können sie den Unternehmenswert allgemein steigern.
    • Patente können sowohl bei der Suche nach Investoren als auch bei Kooperationen eine wichtige Rolle spielen.
    Ist nun eine gezielte, schnelle Markteinführung – verbunden mit der Geheimhaltung des eigenen Know-hows – oder eine Patentanmeldung sinnvoller? Am Anfang der Entscheidungsfindung hilft es, wenn sich Unternehmen diese Frage stellen: Wie leicht kann ich die Innovation nachmachen? Ist die Funktionsweise ersichtlich, wenn man das Produkt in der Hand hält, stünde ohne Patentschutz einer Nachahmung nichts im Weg. Traditionell melden KMU eher kein Patent an, sondern setzen auf Ideenvorsprung. Lediglich 0,8 Prozent der KMU in der EU besitzen ein Patent. Da geht es darum, schneller am Markt zu sein als der Wettbewerb, Umsatz zu machen, Ideen umzusetzen und nicht erst langwierig zu Papier zu bringen. Weit verbreitet ist die Ansicht, dass Patentierungen aufwendig und kostenintensiv sind. In den letzten Jahren hat es in dieser Hinsicht jedoch einige Änderungen gegeben. Erst im Herbst 2018 wurde in Österreich das Einbringen von Patenten erleichtert. Die Gebührenstruktur wurde bereinigt, die vereinfachte, provisorische Patentanmeldung wurde für alle geöffnet. Davor stand sie nur Start-ups zur Verfügung.

Risiko der Patentverletzung

  • Für das Unternehmen besteht außerdem stets das Risiko, dass es wegen einer Patentverletzung vor Gericht ziehen muss. Bereits kleine Änderungen können Umgehungen des Patentschutzes ermöglichen. Die juristische Durchsetzung von Schutzrechten kann aber lange dauern und recht kostspielig werden. Das kann ein KMU mitunter ordentlich in die Bredouille bringen.

Einblick in den Stand der Technik

  • Auch wenn ein Unternehmen kein Patent anstrebt, kann es vom Intellectual Property allgemein profitieren. Patentrecherchen geben einen Einblick in den Stand der Technik – und dies kann für die Ausrichtung eines KMU von großer Bedeutung sein. Man kann daraus Trends erkennen und erahnen, in welche Richtung sich eine Technologie entwickeln dürfte. Es ist auch ein Teil der Konkurrenzbeobachtung. Mit diesen Informationen fällt es Unternehmen leichter, strategischer vorzugehen.